“Buchweizenmehl mit gekochtem Kaffee zu einem Teig rühren, dann in eine Pfanne tun und wie Eierkuchen backen” – kurz und knackig beschreibt Lily Thomée (1876 – 1944), Gattin des populären Landrats Dr. Fritz Thomée (1854 – 1944), die Zubereitung ihrer Buchweizenpfannkuchen in ihrer Rezeptesammlung (1870 – 1918).
Lange schlummerte dieses Kleinod als historisches Dokument im Kreisarchiv. In mühevoller Kleinarbeit von Sütterlin in die heutige Schrift übertragen, hübsch bebildert und mit einer historischen Einordnung von Kreisarchivarin Dr. Christiane Todrowski will der Märkische Kreis das erste von insgesamt drei Rezeptheften der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es ist für 3 Euro in den Bürgerbüros der Kreisverwaltung in Lüdenscheid (Heedfelder Straße 45) und Iserlohn (Griesenbraucker Str. 6) erhältlich.
Natürlich sah der Speiseplan im Hause des Landrats Thomée nicht immer so karg aus, wie es die Buchweizenpfannkuchen glauben lassen. Austern, Hummer, Hammelrücken und zur damaligen Zeit eher exotische Genüsse wie Artischocken, Parmesankäse oder Risotto zierten den großbürgerlichen Tisch ebenso wie Häringsbulletten, Ungarische Kotelet oder Kartoffelsalat. Die Rezeptesammlung wurde 1870 von der Mutter, Margarethe Herbers, für die Tochter angelegt und später von Lily weitergeführt.
Es ist ein aufschlussreiches Zeitdokument, das einerseits die Essgewohnheiten eines großbürgerlichen Haushalts vor dem Ersten Weltkrieg widerspiegelt, zum anderen veranschaulicht es die Auswirkung von Krieg und Versorgungsnot auf den Speiseplan einer königlich-preußischen Landratsfamilie. Die 67 handgeschriebenen Seiten wurden unter Beibehaltung der zeitgenössischen Rechtschreibung und persönlicher Schreibschwächen in der Originalfassung übertragen.
Allerdings erfordert das Nachkochen oder Backen der Rezepte einiges Fingerspitzengefühl und Experimentierfreude. Früher übliche Maßangaben wie Quart und Lot sind heute nicht mehr gebräuchlich und die mitgelieferten Umrechnungstabellen lassen einigen Spielraum. Exakte Zutatenmengen, Koch- oder Backzeiten sucht man in den Aufzeichnungen von Lily Thomée und Margarethe Herbers ebenfalls häufig vergebens. Das war Erfahrungssache. Dennoch freut sich das Kreisarchiv (archivundbibliothek@maerkischer-kreis.de) über jede Rückmeldung zu den Kocherlebnissen.